Das Projekt

Das Forschungsprojekt Religion in der Pandemie – eine religionswissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf religiöses Leben ist eine qualitative Untersuchung mit Schwerpunkt auf Jehovas Zeugen.

Worum geht es?

Die Covid-19-Pandemie hat das tägliche Leben aller Menschen massiv beeinträchtigt. Insbesondere in den Zeiten, in denen Kontaktbeschränkungen bestanden, wurden bis dahin als selbstverständlich betrachtete Aktivitäten in der Öffentlichkeit unmöglich. Hiervon waren auch Religionsgemeinschaften betroffen, die häufig auf der gemeinschaftlichen Ausübung von Praktiken basieren. Seien es Gesang, das Zusammenkommen an Versammlungsorten, Tanz oder auch Beerdigungen – in jedem Bereich musste entweder auf die Ausübung verzichtet oder eine Alternative gefunden werden. Ein naheliegender Weg war in dieser Zeit der Rückgriff auf digitale Werkzeuge und die Übertragung der bisher „analog“ ausgeführten Praktiken in den digitalen Raum. Diese von außen erzwungene Anpassung führte jedoch nicht nur zu Nachteilen, sondern beinhaltete auch das Potential für Innovation und die Möglichkeit für mehr Zugänglichkeit.

Schild mit der Aufschrift "Church is Closed for Christmas - Covid-19"
Iryna Budanova / Adobe Stock

In diesem Projekt, dass ich im Rahmen meiner Promotion durchführe, frage ich nach den Auswirkungen der Pandemie auf das religiöse Leben. Dieser Begriff legt bereits nahe, dass ich nicht primär nach der theologischen Einordnung der Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen frage, sondern vor allem die religiöse Praxis und die materiellen Aspekte der Transformation „analoger Praktiken“ in „digitale Praktiken“ in den Blick nehme.

Wie wird geforscht?

Ich verfolge einen qualitativen Ansatz. Das bedeutet, ich führe Feldforschung in der Religionsgemeinschaft Jehovas Zeugen durch, um die religiöse Praxis vor Ort und in digitaler Form so gut wie möglich und in ihren verschiedenen Facetten kennenzulernen. Zusätzlich führe ich Interviews mit einzelnen Zeugen Jehovas, aber auch Mitgliedern anderer Religionsgemeinschaften durch, um tiefere Einblicke in die Erfahrungen während der Pandemie und die Motivation für bestimmte Handlungen zu erhalten.

Parallel nutze ich die Erkenntnisse anderer Forschender zu dem Thema Religion während Covid-19, um so ein möglichst breit gefächertes Wissen zu den verschiedenen Reaktionen von religiösen Akteuren aus verschiedenen Regionen der Welt und aus verschiedenen religiösen Traditionen zu erlangen.

Da für die Einordnung des Umgangs mit den Einschränkungen durch die Pandemie auch die Organisationsstruktur und der historische Hintergrund einer Religionsgemeinschaft relevant sind, untersuche ich die Materialien, die von Religionsgemeinschaften bereitgestellt werden, und deren historische Entwicklung.

Was passiert vor, während und nach den Interviews?

Vor jedem Interview wird meine Interviewpartner:in von mir über meine Forschung und den Umgang mit den persönlichen Daten und den Rechten aufgeklärt. Diese Informationen erhalten alle interviewten Personen zudem schriftlich in Form einer Informationsschrift. Ein Interview wird nur dann durchgeführt, wenn hierfür die freiwillige Einwilligung erteilt wurde – hierfür gibt es eine schriftliche Einwilligungserklärung.

Interviews können von Angesicht zu Angesicht oder als Videokonferenz durchgeführt werden – je nach Vorliebe der Interviewpartner:innen. Wenn eine Videokonferenz bevorzugt wird, verwende ich in der Regel Cisco Webex, aber auch hier gilt: wenn die Interviewpartner:innen eine andere Software bevorzugen, richte ich mich nach diesen Wünschen.

Ein Interview dauert in den meisten Fällen zwischen 30 und 60 Minuten (inklusive Vorbereitung). Ich nutze für die Interviewführung einen Interviewleitfaden (d. h., einen Fragenkatalog). Der Redeanteil ist in den Interviews sehr unterschiedlich verteilt: Die Interviewpartner:innen reden die meiste Zeit, während ich nur ab und zu auf das Gesagte eingehe, sonst aber nur aktiv zuhöre.

Nach den Interviews werden diese transkribiert, d.h. verschriftlicht. Dabei werden alle Informationen, die Hinweise auf die interviewte Person oder andere Personen zulassen können, entfernt, so dass die Transkripte keiner bestimmten Person mehr zugeordnet werden können. Ich bewahre jedoch bis zur Veröffentlichung der Promotion eine „Schlüsselliste“ auf, mit der es mir möglich ist, das Transkript der interviewten Person auch nachträglich zuzuordnen. Man spricht in diesem Fall deshalb von pseudonymisierten Daten.

Die transkribierten Interviews werden mithilfe der Qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring analysiert. In der fertigen Arbeit werden so nie vollständige Transkripte enthalten sein, sondern höchstens Zitate aus den Interviews. Ein Bezug zu einer bestimmten Person wird dabei nicht mehr möglich sein.

Gibt es eine Möglichkeit, sich zu beteiligen?

Wenn Sie die Erfahrungen, die Sie während der Covid-19 Pandemie gemacht haben, teilen wollen, wenn Sie über Ihre Erfahrungen mit dem Einsatz von digitalen Technologien in Ihrer Religionsgemeinschaft berichten wollen oder wenn Sie mehr über meine Forschung wissen wollen, können Sie mich unter meiner E-Mail-Adresse c.deisenroth@digitale-religion.de kontaktieren. Ich würde mich freuen, von Ihnen zu hören!

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